Nach dem sensationellen Sieg von JJ beim Eurovision Song Contest 2025 steht fest: Österreich wird 2026 Gastgeber des größten Musikwettbewerbs Europas sein. Während Wien bereits 2015 erfolgreich den ESC ausrichtete, hat sich Graz als vielversprechender Kandidat für 2026 positioniert. Tourismusexperten bezeichnen die steirische Landeshauptstadt sogar als „Favoriten“ für die Austragung. Doch was würde es für Graz bedeuten, wenn der ESC tatsächlich in die Stadt käme? Welche Vorteile könnte die Steiermark aus diesem Großereignis ziehen?
1. Wirtschaftlicher Aufschwung für die gesamte Region
Der Eurovision Song Contest bringt einen enormen wirtschaftlichen Schub für die Gastgeberstadt. Tausende internationale Besucher – von Fans über Delegationen bis hin zu Medienvertretern – strömen für etwa zwei Wochen in die Stadt. Dies bedeutet volle Hotels, ausgebuchte Restaurants und belebte Geschäfte, viele Hotels haben bereits Kontingente für den in Graz ESC geblockt. Laut Studien zu früheren ESC-Austragungsorten kann eine Stadt wie Graz mit einem direkten wirtschaftlichen Impuls von 25-30 Millionen Euro rechnen. In Liverpool 2023 wurden sogar über 40 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung generiert – und das bei einer vergleichbaren Stadtgröße.
Besonders profitieren würden:
- Hotellerie und Gastgewerbe
- Einzelhandel und lokale Geschäfte
- Transportdienstleister
- Event- und Sicherheitsunternehmen
- Zulieferer und Dienstleister
Der wirtschaftliche Effekt würde sich dabei nicht nur auf Graz beschränken, sondern auf die gesamte Steiermark ausstrahlen – von Weinstraßen bis zu Thermenregionen.
2. Internationale Aufmerksamkeit und Imagegewinn
Der ESC würde Graz in den Fokus der internationalen Medien rücken. Mit rund 180 Millionen TV-Zuschauern weltweit ist der Eurovision Song Contest eine der größten Medienveranstaltungen überhaupt. Für Graz bedeutet dies eine unvergleichliche Chance, sich international zu präsentieren und das Stadtimage zu stärken. Tourismusökonom Oliver Fritz vom Wifo betont: „Graz ist im Ausland eher unbekannt, bietet aber ein gutes touristisches Produkt – genau das macht die Stadt zum idealen ESC-Austragungsort.“ Die mediale Präsenz würde Graz in die erste Liga europäischer Kulturstädte katapultieren.
Dieter Hardt-Stremayr, Chef von Graz Tourismus, bezeichnet den möglichen Zuschlag als „Jackpot“ für die Stadtvermarktung. Ähnlich wie die Kulturhauptstadt 2003 könnte der ESC 2026 einen nachhaltigen Imagegewinn bringen.
3. Langfristiger Tourismusschub
Der ESC könnte langfristig mehr Touristen nach Graz locken. Die Erfahrungen früherer ESC-Städte zeigen: Der touristische Effekt wirkt weit über die Veranstaltung hinaus. Malmö verzeichnete nach dem ESC 2013 einen Anstieg der Übernachtungen um 16% im Folgejahr. Für Graz, das bereits über ein attraktives touristisches Angebot verfügt, könnte der ESC der Katalysator für einen nachhaltigen Tourismusboom sein. Besonders wertvoll: Der ESC erreicht Zielgruppen, die Graz bisher möglicherweise nicht auf dem Radar hatten. Die Stadt würde in Reiseführern, Blogs und sozialen Medien verstärkt präsent sein – ein Marketingeffekt, der mit konventioneller Werbung kaum zu erreichen wäre.
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4. Nachhaltige Infrastrukturverbesserungen
Die Grazer Stadthalle könnte für den ESC modernisiert werden. Großveranstaltungen wie der ESC bringen oft wichtige Infrastrukturinvestitionen mit sich, die der Stadt langfristig zugutekommen. Für Graz könnte dies bedeuten:
- Modernisierung der Stadthalle mit neuester Veranstaltungstechnik
- Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr
- Ausbau digitaler Infrastruktur für internationale Medienübertragungen
- Optimierung von Besucherleitsystemen
Bürgermeisterin Elke Kahr betont: „Mit der Stadthalle hat Graz nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch das Know-how, um Großveranstaltungen durchzuführen.“ Konzertveranstalter Klaus Leutgeb bringt zudem das Schwarzl Freizeitzentrum als alternative Location ins Gespräch, das mit 15.000 Parkplätzen und Flughafennähe punkten könnte. Die Koralmbahn, die 2026 in Betrieb gehen soll, würde zudem die Anreise aus Kärnten und anderen Bundesländern erheblich erleichtern – ein glückliches Timing für den ESC.
5. Kulturelle Bereicherung und kreative Impulse
Der ESC würde zahlreiche kulturelle Side-Events in die Stadt bringen. Der Eurovision Song Contest ist weit mehr als nur ein Musikwettbewerb – er ist ein kulturelles Gesamterlebnis. Rund um die Hauptveranstaltung entstehen zahlreiche Side-Events, Ausstellungen, Konzerte und kreative Projekte. Für Graz als Stadt mit reicher kultureller Tradition würde dies eine perfekte Ergänzung bedeuten.
Lokale Künstler und Kreative könnten von der internationalen Bühne profitieren. Die Verbindung von steirischer Tradition und internationalem Flair würde einzigartige kulturelle Begegnungen ermöglichen. Ähnlich wie bei der Kulturhauptstadt 2003 könnte der ESC kreative Impulse setzen, die weit über das Event hinaus wirken.
Mögliche kulturelle Side-Events:
- Eurovision Village mit Live-Auftritten lokaler Künstler
- Ausstellungen zur Geschichte des ESC
- Interkulturelle Workshops und Begegnungen
- Spezielle Stadtführungen für internationale Gäste
- Langfristige kulturelle Effekte:
- Internationale Vernetzung der lokalen Kulturszene
- Neue Kooperationen zwischen Kulturschaffenden
- Stärkung des Images als Kulturstadt
- Impulse für die lokale Kreativwirtschaft
6. Stärkung des Gemeinschaftsgefühls
Public Viewings könnten die Grazer Bevölkerung zusammenbringen. Großereignisse wie der ESC haben das Potenzial, eine Stadt zusammenzubringen. Vom Freiwilligenprogramm bis zu Public Viewings – der ESC würde zahlreiche Möglichkeiten bieten, bei denen Grazerinnen und Grazer gemeinsam Teil von etwas Großem sein können.
Die SPÖ-Graz-Vorsitzende Doris Kampus betont diesen Aspekt: „Ein Event wie der Song Contest würde nicht nur Millionen Menschen begeistern, sondern auch einen spürbaren wirtschaftlichen Impuls für Graz und die gesamte Steiermark bringen.“ Die gemeinsame Anstrengung, ein solches Event zu stemmen, könnte politische Gräben überwinden und zu einem „steirischen Schulterschluss“ führen, wie ihn Konzertveranstalter Klaus Leutgeb fordert.
Besonders wertvoll: Die vielen internationalen Begegnungen würden Graz als weltoffene, tolerante Stadt präsentieren und dieses Selbstverständnis auch nach innen stärken.
7. Plattform für Innovation und Nachhaltigkeit
Der ESC könnte als Plattform für nachhaltige Innovationen dienen. Der Eurovision Song Contest entwickelt sich zunehmend zu einer Plattform für Innovation und Nachhaltigkeit. Graz mit seiner starken Forschungslandschaft und dem Fokus auf Green Tech könnte hier Maßstäbe setzen und den „grünsten ESC aller Zeiten“ ausrichten.
Mögliche Innovationsfelder:
- Energieeffiziente Veranstaltungstechnik
- Nachhaltige Mobilitätskonzepte für Besucher
- Digitale Lösungen für Besucherlenkung
- Regionale Lebensmittelversorgung
- Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft
Die bei einem ESC entwickelten Lösungen könnten als Blaupause für künftige Großveranstaltungen in Graz dienen und die Position der Stadt als Innovationsstandort stärken.
8. Wissenstransfer und Kompetenzaufbau
Der ESC würde lokalen Fachkräften wertvolle internationale Erfahrung bieten. Die Ausrichtung eines Events von der Größe des ESC bringt einen enormen Wissenstransfer mit sich. Lokale Fachkräfte aus Bereichen wie Eventmanagement, Hotellerie, Sicherheit und Medienproduktion würden von der Zusammenarbeit mit internationalen Experten profitieren und wertvolle Erfahrungen sammeln.
Dieser Kompetenzaufbau wirkt weit über den ESC hinaus und stärkt den Wirtschafts- und Veranstaltungsstandort Graz nachhaltig. Besonders für junge Menschen in Ausbildung bietet ein solches Großereignis einzigartige Praktikums- und Lernmöglichkeiten. Die Grazer Hochschulen könnten zudem durch Begleitforschung und spezielle Studienprojekte eingebunden werden – ein Mehrwert für Studierende und Lehrende gleichermaßen.
9. Stärkung regionaler Kooperationen
Der ESC würde die Zusammenarbeit in der gesamten Steiermark fördern. Ein Großereignis wie der ESC kann nur durch enge Zusammenarbeit verschiedener Akteure gelingen. Dies fördert regionale Kooperationen, die auch nach dem Event Bestand haben können. Landeshauptmann Mario Kunasek spricht sich für einen „steirischen Schulterschluss“ aus, der die gesamte Region einbezieht.
Die neue Koralmbahn würde zudem die Einbindung benachbarter Bundesländer wie Kärnten erleichtern. Konzertveranstalter Klaus Leutgeb betont: „Wir müssen alle an einem Strang ziehen – Stadt, Land, Wirtschaft und Bevölkerung.“ Solche Kooperationen könnten ein wertvolles Erbe des ESC sein und künftige regionale Projekte erleichtern. Die gemeinsame Erfahrung, ein internationales Großereignis erfolgreich gestemmt zu haben, stärkt das regionale Selbstbewusstsein und die Zusammenarbeit über Gemeinde- und Bezirksgrenzen hinweg.
10. Nachhaltiges Erbe für kommende Generationen
Der ESC würde ein bleibendes Erbe für Graz hinterlassen. Der vielleicht wichtigste Aspekt eines ESC in Graz wäre sein bleibendes Erbe. Ähnlich wie die Kulturhauptstadt 2003, die Graz nachhaltig verändert hat, könnte der ESC 2026 einen Entwicklungsschub auslösen, von dem kommende Generationen profitieren.
Dieses Erbe umfasst:
- Verbesserte Infrastruktur und Veranstaltungsstätten
- Internationale Netzwerke und Partnerschaften
- Gestärktes Image als weltoffene Kulturstadt
- Neue Expertise im Bereich Großveranstaltungen
- Nachhaltige touristische Effekte
Tourismusökonom Oliver Fritz vergleicht die Situation mit der Kulturhauptstadt 2003: „Damals hat Graz einen enormen Entwicklungsschub erlebt, der bis heute nachwirkt. Der ESC könnte einen ähnlichen Effekt haben.“
Fazit: Eine einmalige Chance für Graz
Der Eurovision Song Contest 2026 in Graz wäre zweifellos eine Herausforderung – organisatorisch wie finanziell. Doch die potenziellen Vorteile überwiegen deutlich: Von wirtschaftlichen Impulsen über Imagegewinn bis hin zu nachhaltigen Infrastrukturverbesserungen könnte die Stadt auf vielfältige Weise profitieren. Wie Bürgermeisterin Elke Kahr betont, müsste eine Bewerbung sorgfältig vorbereitet werden und die Kosten müssten „für die Stadt zu bewältigen sein“. Mit einem klugen Konzept, das auf die Stärken von Graz setzt und nationale Unterstützung sichert, könnte der ESC 2026 jedoch zu einem Meilenstein in der Stadtgeschichte werden. Die Entscheidung, ob Österreich den Eurovision Song Contest 2026 tatsächlich in Graz ausrichten wird, steht noch aus. Doch eines ist klar: Die Chance, Europa zu Gast zu haben und die steirische Landeshauptstadt international zu präsentieren, ist einmalig – und könnte Graz nachhaltig verändern.